Schweizer Armee muss Elektrosensibilität anerkennen

Bekanntlich muss sich jeder junge Schweizer im Alter von 20 Jahren der Rekrutierung in die Armee stellen.
Jetzt muss die Schweizer Armee Elektrosensibilität erstmals als Grund zur Dienstuntauglichkeit anerkennen.

Hier der anonymisierte Bericht eines Betroffenen,
Student an einer Schweizer Hochschule.
Publiziert bei Gigaherz.ch am 19.9.2016
Alle Personendaten und Ortsnamen sind anonymisiert, der Redaktion dieser Webseite jedoch bekannt.

Wie ich persönlich merke, hat die Anzahl an WLAN-Routern wieder stark zugenommen. Kürzlich habe ich in einem Schulhaus über 100 Router aus Privatwohnungen in der unmittelbaren Umgebung empfangen können. Das iPhone 7 hat keinen Stecker mehr für Kopfhörer, es läuft alles über WiFi. In der Schule XY in Z hat es sechs Trakte für „nur“ 400 Kinder. Pro Trakt sind es mindestens sechs WLAN-Router. Demnach sind es über 40 Router im ganzen Schulhaus – ein Router für 10 Kinder oder zwei Router pro Klasse. Dabei hätte jeder Computer im Schulhaus ein (zusätzliches) LAN-Kabel!!!

wlan-router

Hochleistungs-WLAN-Router

In meiner Ausbildung wurde ich „gezwungen“, ein Praktikum an einer Schule zu machen, deshalb kam ich nach Z an die Schule XY. Als ich von meinen Problemen (Tinnitus, Sehstörungen, Aggressivität, Depressionen, Nervosität etc.) berichtete, erntete ich überall böse Blicke und die Bemerkung, ich müsse mich dann halt an das gewöhnen. Wenigstens wurde der Router im Praktikums-Schulzimmer (ein Hochleistungs-Router) abgeschaltet, der IT-Verantwortliche tat sich sehr schwer damit.

So war es etwas erträglicher, dennoch habe ich nun seit Frühsommer bleibenden Tinnitus. Gerade heute war ich auf zwei Banken für ein Gespräch, jeder Gang in die Öffentlichkeit ist mühsam und sorgt für Beschwerden. Und dabei bin ich erst 20 Jahre alt!

Als Erstes bin zum Hausarzt gegangen. Der war überhaupt nicht für diese Beschwerden zu haben, glaubte mir nicht, unterbrach mich und hielt meine Ausführungen für Humbug. Diese Beschwerden hätten nichts mit der elektromagnetischen Strahlung zu tun. Er leitete mich dann aber an die Neurologin des Kantonsspital weiter, wo man mich bestimmt untersuchen könne. Dort wisse man dann schon, was von solchen Geschichten zu halten sei. Dann dauerte es eine lange Weile, ehe ein Termin für heute Nachmittag kam.

Noch Tage vorher wurde ich zur Rekrutierung aufgeboten. Aushebung fürs Militär in W. Da ich ja noch keine Abklärung hatte bei der Neurologin am Kantonsspital und mein Hausarzt meine Geschichte nicht für wahr hielt, hatte ich Angst davor. Doch dort merkte ich schnell, dass es im Militär meistens kein WLAN hat – das könnte man ja hacken, erklärte mir der dort vorhandene Arzt. Als ich ihm von meinen Beschwerden berichtete, die ich auf WLAN zurückführe, hielt auch er mich für einen Simulanten, der den Militärdienst nicht machen wolle. Meine Ausführungen unterbrach er und stellte diese als lächerlich hin. „Glauben Sie mir, Herr A, das ist nur ein Glaubenskrieg. Kommen Sie mir hier nicht mit Scheingründen für unerklärliche Symptome!“ So klang das ungefähr.

Nach dem Sporttest, welchen ich mit einer hervorragenden Leistung, das heisst, mit Auszeichnung und Abzeichen abschloss – da auf dem Sportplatz kein WLAN – mussten wir über 1000 Fragen beantworten. Mitten im Ausfüllen der Fragebogen, hier aber wieder unter WLAN-Strahlung, holte mich ein Oberst aus dem Saal und führte mich zu einer Psychologin, weil die Auswertung meiner Antworten angeblich sehr schlecht ausfiel.
Endlich wurde ich für voll genommn. Ich durfte von allen Beschwerden berichten, welche ich nach einer gewissen Zeit im WLAN wahrnehme. Ich sprach von meinen Gewaltvorstellungen, welche starke WLAN-Router in meiner Umgebung in mir auslösen, von meinen Sehstörungen, Depressionen und vielem mehr. Die Psychologin im Rekrutierungszentrum, hat mir dies alles geglaubt und gesagt, dass sie in ihrem privaten Umfeld einige Betroffene kenne – ein Rekrut mit diesem Problem sei ihr aber bisher noch nicht begegnet. Sie hat deshalb gemeint, dass ein Militärdienst nicht möglich sei, sie sehe mich eher im Zivilschutz.

rekrutierungszentrum

Schriftliche Prüfung am Rekrutierungszentrum

Zwei Stunden später wurde ich wieder aus dem Saal geholt. Diesmal wurde mein Test gleich abgebrochen, der Oberst führte mich zur Chefärztin. Sie teilte mir mit, dass meine Symptome, die auf WLAN zurückzuführen sind, für das Militär als Sicherheitsrisiko eingestuft werden. Ich sei damit für Militär- wie auch für Zivildienst untauglich und dürfe nach Hause gehen. WLAN-Sensibilität ist somit (zum ersten Mal?) an der Rekrutierung als UT-Grund anerkannt worden. Und dies allein wegen meiner überzeugenden Argumentation über meine Beschwerden, ohne Arztzeugnis.

Heute nun wurde ich zu der Neurologin und leitenden Ärztin am Kantonsspital vorgeladen. Beim Gespräch bei starkem WLAN teilte ich ihr die gleichen Symptome mit, wie ich dies schon an der Rekrutierung tat. Ich konnte ihr meine Symptome direkt erzählen, weil ich ja mitten in der WLAN-Strahlung sass. Frau Dr.B nahm mir alle Ausführungen ab. Ich sei nicht der erste Patient, der eine so starke Sensibilität für elektromagnetische Felder äussere, und sie erachte es als bewiesen, dass meine Beschwerden auf die elektromagnetische Strahlung zurückzuführen sind. Mit meinen Ausführungen hätte ich es ja gerade bewiesen. Es sei extrem selten, dass es Menschen mit dermassen starken Symptomen gebe. Sie denkt, dass dies genetisch bedingt sein könnte.

Nun hat sie keine Lösung, damit ich nicht weiter daran leide, aber sie schlägt für jetzt Folgendes vor: MRI und weitere neurologische Abklärungen, die beweisen, dass ich neurologisch kerngesund bin und die heutigen Abklärungsmassnahmen zur Diagnose von Elektro-Hypersensitivität versagen. Wir schauen nun für einen Termin.

Auf jeden Fall ist klar: Ich konnte damit eine gewisse Anerkennung des Problems im Rekrutierungszentrum und im Kantonsspital erreichen.

Frau Dr. B hat mir gesagt, ich sei sehr ein intelligenter junger Mann – ich solle doch an einer Lösung der Probleme tüffteln, an einem Faraday’schen Käfig für den ganzen Körper mit einfachsten Mitteln. Ich überlege mir nun, was ich machen kann. Einige Studienkollegen sind unterdessen an der ETH.

Ich hoffe, mit meinem kleinen Bericht allen Sensiblen etwas dienen zu können.

Mit besten Grüssen. A

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