ElektrosmogReport – Ausgabe März 2022

von diagnosefunk.org

ElektrosmogReport 2022-1 erschienen

Mobilfunkstrahlung stört die Homöostase und steigert die Nahrungsaufnahme beim Menschen

Vor 30 Jahren begann die weltweite Verbreitung des Mobiltelefons, heute sind etwa 6 Milliarden Geräte in Betrieb. Gleichzeitig stiegen weltweit Körpergewicht und Fettleibigkeit in der menschlichen Bevölkerung an. Fettleibigkeit ist eins der größten Gesundheitsrisiken, tatsächlich ist eins von 5 Kindern und Jugendlichen in der Welt übergewichtig und besonders solche sind betroffen, die Mobilfunk stark nutzen. Auf den ersten Blick scheint der Zusammenhang weit hergeholt. Aber: Die elektromagnetischen Felder der Mobiltelefone werden zu mehr als 80 % vom Kopf des Nutzers absorbiert, bei Kindern und Jugendlichen mehr als bei Erwachsenen. Die Strahlung dringt in das Gehirn ein, beschleunigt den Glucose-Stoffwechsel des Gehirns, beeinflusst das EEG und verändert die Erregbarkeit der Nervenzellen. Nahrungsaufnahme, Appetit-Wahrnehmung und Sättigungsgefühl werden vom Hypothalamus reguliert. Experimente mit Ratten ergaben, dass das Körpergewicht bei den erwachsenen Tieren anstieg, wenn sie als junge Tiere 2 Stunden täglich bestrahlt worden waren. Ein anderes Experiment zeigte, dass bestrahlte Tiere mehr Futter aufnahmen als die Kontrolltiere. Vor diesem Hintergrund fragten sich die Autoren, ob zwischen Mobilfunkstrahlung und Nahrungsaufnahme eine Verbindung besteht. Sie testeten, ob auch Menschen mehr Nahrung aufnahmen bei akuter Bestrahlung mit Mobilfunkfrequenzen. Weil gepulste und amplitudenmodulierte Mikrowellen bei Ratten die Homöostase im Gehirn beeinflussen und der Energiestatus im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme und der Körpergewichtsregulation spielt, nahmen die Forscher an, dass die Mobilfunkstrahlung auf die Energiehomöostase des Gehirns einwirkt und so die Nahrungsaufnahme beeinflusst. …

ganzer Artikel auf urs-raschle.ch/elektrosmog-report/

Schlussfolgerungen:

Die Daten dieser Studie an Menschen (junge Männer) zeigen, dass Mobilfunkstrahlung von 2 verschiedenen Telefon-Typen (900 MHz) die Kalorienaufnahme um 22 % und 27 % steigert, vor allem durch erhöhte Aufnahme von Kohlenhydraten. Die Ergebnisse decken sich mit Ergebnissen der wenigen bekannten Untersuchungen an Nagetieren. Auch wenn man Ergebnisse nicht direkt von Tierversuchen auf den Menschen übertragen kann, weil die Nagetiere Ganzkörperbestrahlung ausgesetzt wurden und die Tiere sich außerdem bewegen, deuten diese und frühere Ergebnisse darauf hin, dass Mobilfunkstrahlung ein möglicher beitragender Faktor zu übermäßigem Essen sein kann. Andere Untersuchungen mit Kindern und Jugendlichen ergaben ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Computer- und Mobilfunknutzung und erhöhtem BMI. Das heißt, Hochfrequenzstrahlung könnte zur epidemischen Fettleibigkeit beitragen. Die Bedingungen der Mobilfunkbestrahlung hier sind mit 25 Minuten realistisch und haben keine Wärmewirkung zur Folge. Darüber hinaus wurden in diesem Experiment Veränderungen der Energie-Homöostase im Gehirn festgestellt. Der Anstieg des hochenergetischen Phosphatstoffwechsels nach Einwirken der Mobilfunkstrahlung könnte darauf hindeuten, dass der Glucosebedarf zur Aufrechterhaltung der Homöostase in den Nervenzellen erhöht ist. Das ergibt eine fundamentale Bedeutung für alle Hirnfunktionen, mit Einfluss auf mentale Gesundheit, Verhalten und auf weitere Organe. Mögliche Störungen durch elektromagnetische Felder könnten daher einige allgemeine neurobiologische Wirkungen haben, die noch nicht überschaubar sind. Besonders Kinder und Jugendliche sind betroffen, da sie vom Beginn ihres Lebens der Strahlung ausgesetzt sind und deren Gehirn signifikant mehr Strahlung aufnimmt, die tiefer in das Gehirn eindringt, z. B. in den Hypothalamus. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. (IW)

Den ganzen ElektrosmogReport können Sie auf unserer Seite lesen oder als PDF downloaden >>


Inhalt des ElektrosmogReport 2022-1

900 MHz, Gehirn und Homöostase ● 2,45 GHz beeinflusst Hodenentwicklung ● HF-Wirkung auf Fortpflanzung ● HF-EMF verursacht oxidativen Stress im Gehirn ● Schädigung der Hirnstrukturen durch 2,4 GHz ● HF-EMF Wirkung auf Neuronen ● 2,45 GHz verändert Leberzellstruktur ● HF-EMF triggert zellulären Schutzmechanismus ● Mechanismen der Elektrosensibilität ● Magnetsinn von Termiten ● Richtlinien EMF-Forschung ● EMF und Neurobiologie ● Geschichte der Salford-Studien

Im ElektrosmogReport 2022-1, 28.Jhg., werden 8 medizinisch-biologische Studien, 2 Reviews und 2 Grundsatzartikel besprochen. Studien zu drei Schädigungsbereichen dokumentiert diese Ausgabe: Auswirkungen auf das Gehirn u.a. mit der Folge von Nahrungs- und Verhaltensstörungen, auf die Fertilität, und die Entstehung von oxidativem Zellstress. In den Studien wurden u.a. Auswirkungen von WLAN-, LTE- und 5G-Strahlung untersucht.

Einen Gesamtüberblick über die Studienlage gibt unsere Zusammenstellung von 112 Reviews und unsere Datenbank www.emfdata.orgDie Datenbank enthält jetzt 496 Studien, davon sind 310 ausgewertet.

Studien zur Einwirkung auf das Gehirn

Die Studie von Wardzinski et al. (2022) weist nach, dass Handystrahlung den Energiegehalt in Gehirnzellen beeinflusst, dadurch den Appetit und die Nahrungsaufnahme steigert und zur Fettleibigkeit beiträgt. Das ist das Ergebnis der Studie einer Forschungsgruppe aus Lübeck und Leipzig, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde.

Wardzinski EK, Jauch-Chara K, Haars S, Melchert UH, Scholand-Engler HG, Oltmanns KM, (2022): Mobile Phone Radiation Deflects Brain Energy Homeostasis and Prompts Human Food Ingestion. Nutrients 14, 339; https://doi.org/10.3390/nu14020339

Hasan et al. (2022) untersuchten die LTE-Frequenz von 2400 MHz. Die Langzeitbestrahlung von männlichen Mäusen mit 2400-MHz-Strahlung von Mobiltelefonen veränderte die Struktur der Hippocampuszellen mit der Folge von Ängstlichkeit und verminderter Leistungsfähigkeit.

Hasan I, Jahan MR, Islam MN, Islam MR (2022): Effect of 2400 MHz mobile phone radiation exposure on the behavior and hippocampus morphology in Swiss mouse model. Saudi Journal of Biological Sciences 29 (1), 102–110; https://doi.org/10.1016/j.sjbs.2021.08.063

Yang et al. (2022) untersuchten die 5G-Frequenz von 3500 MHz. Ergebnis: 3500-MHz-Hochfrequenz-Bestrahlung führt zu oxidativen Stress und kann Veränderungen der Gewebestruktur im auditorischen Kortex von Meerschweinchen hervorrufen.

Yang H, Zhang Y, Wu X, Gan P, Luo X, Zhong S, Zuo W. (2022): Effects of Acute Exposure to 3500 MHz (5G) Radiofrequency Electromagnetic Radiation on Anxiety‐Like Behavior and the Auditory Cortex in Guinea Pigs. Bioelectromagnetics. 2022;43(2):106-118. doi:10.1002/bem.22388

Li et al. (2021) konnten eine Störung des Neuritenwachstums neuronaler Zellen als Konsequenz von 1800-MHz-Hochfrequenzbefeldung demonstrieren. Laut den Autoren könne aufgrund der entwicklungsbedingten Anfälligkeit von Kindern und Jugendlichen die Hochfrequenzbelastung die programmierte neuronale Entwicklung stören und damit abnormales Verhalten und Krankheiten verursachen. Der Einfluss von Hochfrequenz auf das sich entwickelnde Gehirn erfordere daher größte Aufmerksamkeit.

Li Y, Deng P, Chen C, Ma Q, Pi H, He M, Lu Y, Gao P, Zhou C, He Z, Zhang Y, Yu Z, Zhang L. (2021): 1800 MHz Radiofrequency Electromagnetic Irradiation Impairs Neurite Outgrowth With a Decrease in Rap1-GTP in Primary Mouse Hippocampal Neurons and Neuro2a Cells. Front Public Heal. 2021;9(November):1–13. doi:10.3389/fpubh.2021.771508

Der Review von Hinrikus et al. (2021) analysiert die Ergebnisse von veröffentlichten HF-EMF-Studien am Menschen für die Jahre 2007-2021, insbesondere bezüglich des EEG und anderen Messmethoden der Gehirnaktivität oder medizinischen bildgebenden Verfahren (z.B. PET) und zieht daraus Schlussfolgerungen für mögliche Ursachen für unspezifische Symptome, die auch bei elektrohypersensiblen Menschen auftreten.

Hinrikus, H., Lass, J., & Bachmann, M. (2021). Threshold of radiofrequency electromagnetic field effect on human brain. International journal of radiation biology, 97(11), 1505–1515

Studien zur Fertilität

Bei der Bestrahlung durch WLAN während der Schwangerschaft attestierten Andrašková et al.(2022) eine schädliche Wirkung der 2,45-GHz-Strahlung auf die Entwicklung von Hoden bei den Nachkommen, wenn weibliche Ratten während der Trächtigkeit der Strahlung ausgesetzt sind. Holovská et al. (2021) stellten negative Wirkungen auf die Leber der Embryos fest, ebenfalls durch der WLAN-Frequenz. Der Review von Yadav et al. (2021) sieht einen Einfluss auf die männliche Fertilität durch die Gesamtstudienlage bestätigt.  

Andrašková S, Holovská K, Zuzana Ševčíková, Zuzana Andrejčáková, Štefan Tóth, Marcela Martončíková, Račeková E, Almášiová V (2022): The potential adverse effect of 2.45 GHz microwave radiation on the testes of prenatally exposed peripubertal male rats. Histology and Histopathology ; DOI: 10.14670/HH-18-402

Holovská K, Almášiová V, Andrašková S, Demčišáková Z, Račeková E, Cigánková V (2021): Effect of electromagnetic radiation on the liver structure and ultrastructure of in utero irradiated rats. Acta Veterinaria Brno 90 (3), 315–319; https://doi.org/10.2754/avb202190030315

Yadav H, Rai U, Singh R. (2021): Radiofrequency radiation: A possible threat to male fertility. Reprod Toxicol. 2021;100:90-100. doi:10.1016/j.reprotox.2021.01.007

Oxidativer Zellstress

Die Studien von Yadav et al. (2021) (Review), Yang et al. (2022), Xie et al. (2021), sehen als Ursache (Wirkmechanismus) von Zellschädigungen die Bildung von ROS (Reactive Oxygen Species , Freie Radikale) durch die Strahlung, was zu Oxidativem Zellstress, einer Grundlage entzündlicher Prozesse, führt (Studien s.o.).  Die Forschungsarbeit von Xie et al. ergab, dass bei Feldstärken weit unterhalb der Grenzwerte durch ROS der Stoffwechsel in den Mitochondrien beeinflusst wird.

Xie W, Xu R, Fan C, Yang C, Chen H, Cao Y. (2021): 900 MHz Radiofrequency Field Induces Mitochondrial Unfolded Protein Response in Mouse Bone Marrow Stem Cells. Front Public Heal. 2021;9(August):1-8. doi:10.3389/fpubh.2021.724239

Die Studie von Gao et al. (2021) weist nach, dass Termiten das Erdmagnetfeld zur Orientierung bei Licht und Dunkelheit nutzen. Die Ergebnisse belegen ein neuartiges Magnetorezeptionsmodell, das auf der gemeinsamen Wirkung von RadikalpaarenMagnetitpartikel und olfaktorischem Co-Rezeptor beruht.

Gao, Y., Wen, P., Cardé, R. T., Xu, H., & Huang, Q. (2021). In addition to cryptochrome 2, magnetic particles with olfactory co-receptor are important for magnetic orientation in termites. Communications biology, 4(1), 1-12. https://doi.org/10.1038/s42003-021-02661-6

Zwei Grundsatzartikel werden im ElektrosmogReport vorgestellt. Bartosova et al. (2021) diskutieren notwendige Standards bei der Durchführung von Versuchen. Hoch interessant ist die Theorie von McFadden (2021). Seine Theorie des bewussten elektromagnetischen Informationsfeldes („conscious electromagnetic information field“, CEMI field) geht davon aus, dass der Sitz des Bewusstseins das elektromagnetische (EM) Feld des Gehirns ist, das die Informationen von Billionen feuernder Neuronen integriert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  • Abonniere unseren Newsletter

    Newsletter anfordern